Welch ein Nachlass, himmlische Götter! Nur mit dem Lionardos zu vergleichen – Skizzen und Handzeichnungen bergehoch, genügend ein Organon zu speisen, und über jedem Strich der Schimmer einer Gnade wie geraden Weges vom Himmel herab! 

Rudolf Borchardt über Hofmannsthals Nachlass 

Als Hofmannsthal 1929 im Alter von 55 Jahren starb, hinterließ er ein umfangreiches Archiv mit Werkmanuskripten, verstreuten Aufzeichnungen und Briefen. Die Familie ging bald daran, die Bestände zu sichten und in Auswahlausgaben zu publizieren. Im Zweiten Weltkrieg gelang es ihr, den nach konservativen Schätzungen 20.000 Seiten umfassenden Werknachlass über Italien, die Schweiz und England nach Nordamerika zu retten. Dort übergab man ihn 1945 der neu gegründeten Houghton Library (Harvard University), teils als Schenkung, teils als Depositum. 

Im Zuge der Vorbereitung der Kritischen Ausgabe baute das Freie Deutsche Hochstift systematisch ein umfangreiches Hofmannsthal-Archiv auf. Mitte der 60er Jahre kam der amerikanische Werknachlass als Leihgabe nach Frankfurt, der Bestand der Houghton Library wurde verfilmt und dann dem Eigentümer zurückgegeben, während die Manuskripte aus Familienbesitz nach und nach angekauft werden konnten ein letztes umfangreiches Konvolut im Jahr 2006. 

1968 erwarb die Stiftung Volkswagenwerk die in London verbliebene Korrespondenz mit 8.500 Briefen sowie die reich annotierte Bibliothek mit knapp 3.000 Werktiteln. Beides stellte sie der Redaktion als Dauerleihgabe zur Verfügung, bis 1992 diese Bestände in das Eigentum des Hochstifts übergingen. 

Nach dem Tod von Rudolf Hirsch erfuhr das Archiv eine weitere bedeutende Erweiterung: Gisela von Tümpling-Hirsch schenkte dem Hochstift nicht nur das Forschungsarchiv ihres Mannes, sondern auch 750 Briefe von und an Hofmannsthal, eine Auswahl Werkhandschriften sowie 200 Fotografien. 

Das Hofmannsthal-Archiv ist inzwischen auf über 180 Archivkisten angewachsen. Weitere Bestände befinden sich in der Houghton Library der Harvard University, im Deutschen Literaturarchiv Marbach (vornehmlich Briefe von Hofmannsthal) sowie in anderen Archiven. 

Die Bibliothek des Freien Deutschen Hochstifts sammelt konsequent das zu Hofmannsthal erscheinende Schrifttum.

Lektüreempfehlung 

Konrad Heumann: Nachlass/Editionen/Institutionen. In: Mathias Mayer, Julian Werlitz (Hg.): Hofmannsthal-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2016, S. 401-406.

Detlev Lüders: Die Kritische Ausgabe Sämtlicher Werke Hugo von Hofmannsthals. In: Jahrbuch für internationale Germanistik 1/1969, S. 169-178.

Joachim Seng: Das Hofmannsthal-Archiv des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main. In: Dietmar Schenk, Michael Maaser (Hg.): Stadt, Universität, Archiv. Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 des Verbands Deutscher Archivarinnen und Archivare 2004. Göttingen 2009, S. 149-156.

Teilnachlass Hugo von Hofmannsthal im Freien Deutschen Hochstift. Patrimonia; Heft 299 

Weiterführende Links 

Weiterführender Link zum Werknachlass Hugo von Hofmannsthal auf museum digital
https://hessen.museum-digital.de/collection/563

Houghton Library der Harvard University 
https://hollisarchives.lib.harvard.edu/repositories/24/resources/1531

Deutsches Literaturarchiv Marbach 
https://www.dla-marbach.de