Eintritt frei
„Eine Übersetzung ist entweder grammatisch, oder verändernd, oder mythisch“, schrieb Novalis im 68. Blütenstaub-Fragment. Uljana Wolf kennt noch eine andere Art des Übersetzens, nämlich Übersetzung als Hüpfburgen: „Hier geht es darum, lang gepflegte Angewohnheiten der nicht-federnden Welt fallen zu lassen, also etwa um Abwehr des Verlangens, Form und Sprungverhalten zu einer perfekten Performance auszubauen oder umzuschreiben. Ein in die Luft geworfener Körper in einer Hüpfburg sieht wie ein in die Luft geworfener Körper aus. Er kann schön sein, aber bevor er sich allen seinen Möglichkeiten gemäß entfaltet, schubst ihn das Material in eine neue Wurffigur.“
Uljana Wolfs wird ihren Vortrag über knuffende Widerstände und surrende Wortkörper, über Synästhesien und Sinnfiguren im Rahmen der neu eingerichteten Monika-Schoeller-Dozentur halten.
Das begleitende Seminar wird im Wintersemester geleitet von Prof. Dr. Frederike Middelhoff (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) und Prof. Dr. Caroline Sauter (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft). An zwei Abenden (18.11.2024, 21.01.2025) widmet sich Uljana Wolf mit einem kombinierten Vortrags- und Lesungsformat den Verflechtungen von Dichtkunst und Übersetzung; am jeweils folgenden Tag (19.11.2024 und 22.01.2025) bietet sie in Zusammenarbeit mit den Lehrenden der Universität einen Workshop zum literarischen Übersetzen an.
Eine Kooperation von der S. Fischer Stiftung, dem Freien Deutschen Hochstift und der Goethe-Universität Frankfurt
Über Uljana Wolf
Uljana Wolf zählt zu den erfolgreichsten und gleichzeitig experimentellsten Lyrikerinnen und Übersetzerinnen der Gegenwart. Dass ihre Poetik nicht einfach in der Beschreibungskategorie „übersetzend dichten“ und „dichtend übersetzen“ aufgeht, sondern die Sprache(n) eines Gedichts als postmonolinguales Textlabor versteht, lässt sich bis zu ihrem Debütband ‚kochanie ich habe brot gekauft‘ (2005) zurückverfolgen. Schon hier werden die vermeintlichen Grenzbereiche des Polnischen und des Deutschen ebenso hinterfragt und neu ausgelotet wie konventionelle Standorte, Akteure und Impulse des Sprechens. Seither hat sich Uljana Wolf mit einer Vielzahl translingualer Lyrikbände (zuletzt ‚muttertask‘, 2023) und theoretisch-poetischer Reflexionen (zuletzt ‚Etymologischer Gossip‘, 2021) hervorgetan, die an den strukturellen Ähnlichkeits- und Fremdheitsbeziehungen insbesondere deutsch- und englischsprachiger Texturen laborieren und die konventionellen Trennlinien zwischen den Sprachen produktiv aufweichen.
Uljana Wolf übertrug Gedichtbände aus osteuropäischen Sprachen und aus dem Englischen, u. a. von Christian Hawkey, Eugene Ostashevsky, Valzhyna Mort sowie den Roman ‚DMZ Kolonie‘ von Don Mee Choi aus dem Koreanischen (2023, nominiert u. a. für den Internationalen Literaturpreis des HKW). Ihre Arbeiten wurden in mehr als zwölf Sprachen übersetzt. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Peter-Huchel-Preis (2006), den Adelbert-von-Chamisso-Preis (2016), den Kunstpreis Berlin (2019), den Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie (2019 und 2021) und den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik (2022).
Über die Monika-Schoeller-Dozentur für literarisches Übersetzen
In Gedenken an die Verlegerin und Förderin von Literatur und Übersetzung Monika Schoeller wird zum Wintersemester 2024/25 in Frankfurt am Main eine neue Dozentur eingerichtet, die dem Feld der literarischen Übersetzung gewidmet ist. Initiiert und getragen wird sie von der S. Fischer Stiftung und dem Freien Deutschen Hochstift in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik sowie mit dem Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Termine
18.11.2024 | 19 Uhr | Vortrag | Freies Deutsches Hochstift, Arkadensaal, Großer Hirschgraben 23-25 |
Anmeldung nicht erforderlich |
19.11.2024 | 10 – 15:30 Uhr | Workshop 1 | Deutsches Romantik-Museum, Raum Bildung & Vermittlung, Großer Hirschgraben 21 |
Anmeldung erforderlich |
21.01.2025 | 20 Uhr | Lesung & Gespräch | Frankfurter Bürgerstiftung, Holzhausenschlösschen, Justinianstraße 5 |
ANMELDUNG MÖGLICH |
22.01.2025 | 10 – 15:30 Uhr | Workshop 2 | Deutsches Romantik-Museum, Raum Bildung & Vermittlung, Großer Hirschgraben 21 |
Anmeldung erforderlich |