Die Märchen der Romantik zählen international zu den bekanntesten Texten der deutschsprachigen Literatur. In einem umfassenden Sinn populär geworden sind sie allerdings erst durch die Illustrationen, die den Drucken von früh an immer wieder beigegeben wurden. Es war das Bild als Transportmedium, das den wunderbaren Geschehnissen, von denen in den Märchen berichtet wird, eine greifbare Gestalt verlieh und so der Fantasie einen Anhaltspunkt, aber auch noch einmal neue Nahrung gab. Durch die massenhafte Verbreitung illustrierter Märchenausgaben im 19. und 20. Jahrhundert brannten sich einige dieser Fantasie-Bilder so sehr in das kollektive Unbewusste ein, das sie nahezu archetypische Geltungskraft erlangten. 

Dies ist für das Frankfurter Goethe-Haus / Freies Deutsches Hochstift Anlass, im Grimm-Jahr 2012, in dem sich das Erscheinen der Kinder- und Hausmärchen zum 200. Mal jährt, einen groß angelegten Überblick über die Geschichte romantischer Märchenillustration zu geben. Anhand von illustrierten Büchern, Handzeichnungen, Originalgrafiken und Gemälden wird nicht nur das weite Spektrum der bildkünstlerischen Umsetzung romantischer Märchentexte von Jacob und Wilhelm Grimm, Clemens Brentano, E.T.A. Hoffmann, Novalis, Ludwig Tieck, Philipp Otto Runge, Friedrich de la Motte Fouqué und Carl Wilhelm Salice Contessa gezeigt, sondern auch die immense Vielfalt intermedialer Text/Bild-Beziehungen vorgeführt. 

Häufig waren es „kleinere“ Meister oder lediglich als Buchgestalter hervorgetretene Künstler, die sich der Verbildlichung romantischer Märchentexte angenommen haben. Daneben begegnen aber immer wieder auch sehr bekannte Namen, so dass die Liste der Künstlerpersönlichkeiten, welche die Auseinandersetzung mit den Märchen der Romantik gesucht haben, zumindest streckenweise wie ein Who is who der Kunstgeschichte wirkt; genannt seien hier nur: Philipp Otto Runge, Karl Friedrich Schinkel, Ludwig Emil Grimm, Wilhelm Hensel, George Cruikshank, Eduard von Steinle, Franz Pocci, Moritz von Schwind, Ludwig Richter, Eugen Napoleon Neureuther, Walter Crane, Gustave Doré, Otto Ubbelohde, Albert Weisgeber, Max Slevogt, Max Beckmann und David Hockney. 

Da in der Rezeptionsgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte das Märchen längst zur populärsten Gattung der Romantik geworden ist, wird heute das Bild der Romantik und die landläufige Ansicht, was eigentlich als ‚romantisch’ zu gelten hat, maßgeblich von den Märchentexten der Romantik und ihren Illustratoren geprägt. 
Als Begleitpublikation zu dieser Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog.  

Die Ausstellung ‚Hänsel und Gretel im Bilderwald. Illustrationen romantischer Märchen aus 200 Jahren‘ wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain unterstützt und ist das erste Vorhaben des Kooperationsprojektes ‚Impuls Romantik‘, das gefördert wird. 

in Kooperation mit dem Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität Frankfurt a.M. 
Kuratiert von PD Dr. Wolfgang Bunzel und Prof. Dr. Hans-Heino Ewers