06.09.2022

Unbekannte Gedichte und Notizen Karoline von Günderrodes entdeckt

Fünf unbekannte Abschriften von Verstexten sowie Notizen der Dichterin Karoline von Günderrode (1780-1806) wurden von Dr. Holger Schwinn (Frankfurter Brentano-Ausgabe) bei Recherchearbeiten in der Martinus-Bibliothek – Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Bischöflichen Priesterseminar Mainz entdeckt. Die Handschriften befanden sich in Bänden der dort aufbewahrten Büchersammlung des Juristen Fritz Schlosser (1780-1851), Neffe des Schriftstellers Johann Georg Schlosser (1739-1799). Zu den Fundstücken gehören zwei unbekannte Gedichte sowie unbekannte Fassungen von Verstexten der Dichterin Karoline von Günderrode (1780–1806; Pseudonyme: Tian, Ion). Die beiden neuentdeckten Gedichte sind die von Schlosser abgeschriebenen Sonette ‚F ___ k von Ion. / Zueignung‘ sowie ‚Wunsch‘, die, wie gezeigt werden kann, im Zusammenhang mit Karoline von Günderrodes Textsammlung ‚Melete‘ (1806) entstanden sind und sich auf den Heidelberger Professor Friedrich Creuzer (1771-1858) beziehen. Eine dritte Abschrift von Fritz Schlosser stellt eine unbekannte Fassung des Gedichts ‚Der Dom zu Cölln‘ dar, eine weitere zitiert den Text des Grabsteins der Dichterin „Erde, du meine Mutter …“. Die fünfte Abschrift stammt nicht von Schlosser; sie bietet eine frühe Fassung des Dialogs ‚Wandel und Treue‘ aus ‚Gedichte und Phantasien von Tian‘ (1804). Fünf mit diesen fünf Verstexten auf Vorder- und Rückseiten beschriebene Blätter sind in einem von Schlosser angelegten Sammelband mit gedruckten Werken Karoline von Günderrodes eingebunden. Daneben fanden sich in der Schlosser’schen Bibliothek in einem Band mit Goethe-Gedichten unbekannte Notizen Karoline von Günderrodes, die zeigen, wie sich die Dichterin in Versmaß und Rhythmus am Vorbild Goethe schulte. Beide Bücher waren bereits Mitte des 19. Jahrhunderts nach Mainz gekommen.

Der Sammelband mit den Gedichtabschriften ist ab dem 15. September 2022 in der Ausstellung ‚Warum soll der Mensch anders sein, als er ist? Auf Entdeckungsreise durch die Handschriften Karoline von Günderrodes‘ im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums zu sehen.

Die Funde werden von Dr. Schwinn im Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 2022 mit Erstdrucken, Abbildungen und vollständigen Zitatnachweisen vorgestellt werden (Erscheinungstermin Ende 2022).

Ein Auszug des Aufsatzes ist auf der Hochstift-Website hier zum Download bereitgestellt.