Öffne alle Adern deines weisen Leibes
Brentano spielt in diesem Brief mit der Verteilung der Schriftmenge: Während die erste und zweite Seite des Blattes eng bis an die Ränder beschrieben sind, besteht die dritte Seite nur aus dem kurzen Postskriptum. Indem mehr als drei Viertel der Seite frei bleiben, fällt die Nichtbeschriftung besonders ins Auge. Dieser bewusst hergestellte Kontrast lenkt die Aufmerksamkeit auf den Schreibprozess und entspricht den frühromantischen Forderungen nach einer „Poesie der Poesie“. Die vierte Seite enthält den Namen der Empfängerin und das Siegel, mit dem der gefaltete Briefbogen verschlossen wurde. Die leuchtend rote Farbe des Siegellacks nimmt das zentrale Thema des Briefes auf und wirkt wie ein Blutstropfen.