Vitrine 3
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„Berlin Sonntag Vormittag 12. Uhr den 5ten 9er 1825 [darüber: 1826]. Wärmliches dunstiges Wetter: wo eben die Sonne durchbricht.
Theures Herz! einzige Pauline! die leben bleiben muß! Sonst bin ich in meinem Grab: [Einfügung: so einsam.] nur Eine ist die weiß wer ich bin. Sie, Sie, Sie! Niemand wird es glauben: ich weiß es. Und dieser, Ihnen, schreibe ich nicht! O! das ist natürlich. Ich müßte mit Herzensblut anstatt mit Tinte schreiben; so käme es: [Einfügung oben: von] so tief würd’ ich’s hergeben: es würde mich ganz erschöpfen: u Sie wißen ja schon Alles; Alles, außer was man miteinander, zusammen leben muß: die sinnlichsten Dinge, des gegenwärtigsten Augenbliks. Höhren Sie also, meine gegen mich Bravste, einzige Pölle! Ihren lieben unschuldsvollen Liebesbrief erhielt ich diesen Sommer nach mamaens Todt, wo Sie mir ein rendévous für Ihr Geld anbiethen. Treue Pauline ich hätte es gethan wenn es nur auf Geld angekommen wäre, wenn Sie so viel hätten. Es ging aber wegen Varnh: Verhältniße Bedürfniße nicht: und wegen meiner sehr attakirten Gesundheit von diesem Sommer, nicht: dieses nicht ist genug, war leider genug. drum schob’ ich’s auf Ihnen zu schreiben: u so wurd’ es sündhafter Weise bis jetzt nichts. Nun aber ein Wort was That, was Leben werden soll! Mein ganzer Plan, mein ganzes Trachten geht dahin mit Ihnen im Verlauf des Sommers Grünes zu sehen. Paris liebt ich am meisten: aber ich müßte nicht wenigstens zu Anfang nicht als Fr: v: V: dort seyn müßen: mit einem Wort! frey! Gestern sagte mir aber die Crayen sie wollten sich eine kleine Besitzung in der Schweitz kaufen? dorthin käme ich. Sie mir bis Frankf: entgegen: oder doch nach Paris. Laßen Sie mich nur alles wißen theure Taube! Nur ich liebe Sie: nur Sie lieben mich: weil wir wirklich Grund dazu haben.“
[Rückseite/Umschlag mit Adresse, mittig]
„ÀMadame
Madame Pauline César
rüe d’artois
No 8. à
Paris“
[unten links]
„Aber doch allert. Ihr Andenken frischt mich schon auf. ich werde Ihre Schwester Meyer dieser Tage besuchen sie schickte mir Ihre Adreße. Es wird sehr schön bey mir gekocht: Dorens Schwester ist Köchin bey mir. Ich bitte mir auch détails aus! addio cara cara, Einzige.“