Studioausstellung: Wunderbilder und Träume. Sophie Tiecks Märchen gestaltet von Henrik Schrat (26. Juni bis 31. August 2025) im 3. OG des Deutschen Romantik-Museums
Sophie Tieck-Bernhardi (1775-1833) war die jüngere Schwester des Schriftstellers Ludwig Tieck. Gemeinsam mit ihm schrieb sie fantastische Geschichten, die 1802 unter dem Titel Wunderbilder und Träume in elf Märchen gedruckt erschienen. Drei dieser Märchenerzählungen hat der Künstler Henrik Schrat (*1968) als Bezugspunkt gewählt, um dazu ebenso fantasievolle Bildgeschichten zu entwerfen. Bisher bekannt waren sie nur stark verkleinert in einem Bändchen der Insel-Bücherei, doch nun sind erstmals die Originalblätter zu sehen. Wie die meisten Arbeiten Henrik Schrats sind die Tuschezeichnungen in strengem schwarz/weiß-Kontrast gehalten und erzielen ihre Wirkung durch eine flächenhafte Darstellung. Sie erinnern damit an die um 1800 sehr beliebte Technik des Schattenrisses, greifen zugleich aber Bildmuster auf, die vom Genre der Graphic Novel her vertraut sind, denn die in einem märchenhaften Nirgendwo angesiedelten Texte werden vom Künstler radikal in die Gegenwart verpflanzt. So entstehen spannungsreiche Kontraste zwischen Damals und Heute, eine fern scheinende literarische Märchenszenerie wird optisch mit heutigen Alltagsphänomen und Zitaten aus der aktuellen Pop-Kultur angereichert. Die Ausstellung wird aus Anlass des 250sten Geburtstags Sophie Tiecks gezeigt und erinnert an eine zu Unrecht in Vergessen geratene Autorin der Romantik.
Kuratiert wird die Ausstellung von Wolfgang Bunzel (Frankfurt a.M.) und Henrik Schrat (Berlin).