Vitrine 3
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„Karlsruhe Morgens um 10 Uhr den 10ten Septbr: 1829. Schönstes Wetter.
Abends Corredgio im Theater; wir hinein: um 3. Bey Baron Otterstädt zu Tische! Jetzt ganz angezogen u im großen Sallon; die Gener: hinter mir stikend auf dem Kanapee. Gestern Abend halb 8 angekommen, schönster Mondschein: promenade auf dem zauberischen Schloßplatz; Varnh: zu einem Herren; jetzt auch mit einem in seinem Zimmer. [eingefügt oberhalb: dies alles ist Datum] Welche zärtlichen, innige Briefe theure, treue Herzensfreundin, habe ich Ihnen schon in Gedanken geschrieben! Welchen innigen würde ich ihnen jetzt noch schreiben hätte ich nicht den Kopf voll mit einer schönen Geschichte die ich Ihnen erzehlen muß: Ich schrie gestern immer im Wagen: ‚Ich bin doch geitzig; aber 6 goldne Louidor gäbe ich darum wenn Pauline dies sähe!!!‘ u bey dem großen Gott es ist wahr. Vorher aber meine einzige Pölle wißen Sie daß wir alle 3; u Dore mit, nur von Ihnen sprachen, Sie inniglich lieben! u Sie lobten: daß ich aber, bey dem Abschied mir heiligst gelobte wiederzukommen, u es laut ankündigte: und halte. Solche Freundin
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muß geliebt, und auch gepflegt werden. Liebes Herze wie tief senkte sich Ihr Schmerz in mein Herz. ‚Paulines Thränen sind von Stein; rief ich; wenn die Weint!‘ u Varnh: u alle waren der Meinung. u fest, mein Kind, ward es in mir, daß wenn wir leben, ich komme. V: will es auch. Meine threue, prächtige, wohl – von mir – erkannte Pölle. Wie war’s denn gestern Abend? Wie ist es denn jetzt? ewig sprechen wir davon; was unsere liebe Pölle macht. Wir begrifen im herrlichen Mond gar nicht warum Sie nicht wenigstens bis hier her mit gefahren waren; und hielten uns für ganz stupid deswegen. (Sie können mir, aber gleich, nach Weimar poste restante schreiben; u auf den Brief: er u die noch für mich da lägen, würden in wenigen Tagen abgeholt.) Wir danken alle, für die viele Liebe u ihre Zeichen, die sie uns so verschwenderisch davon gaben! Vielleicht kann ich Sie auch Einmal empfangen! Dore ist außer sich über ihr Präsent: und fand es unverhofft: u küßt Ihnen die Hand!“