Der Dom gilt heute als das Wahrzeichen von Köln. Dass die berühmte Doppelturmfassade lange fehlte, ist vielen seiner Besucher nicht bewusst. Tatsächlich war das Interesse für die Vollendung des 1248 begonnenen, aber seit etwa 1560 ruhenden Bauwerks erst in der Romantik wieder gestiegen. Über das einst geplante Aussehen der fehlenden Westfassade war man grob informiert, doch die konkreten Planzeichnungen waren verloren gegangen.
Der Kaufmannssohn Sulpiz Boisserée war vom Mittelalter fasziniert seit er 1803 die Pariser Vorlesungen von Friedrich Schlegel besucht hatte. Die romantische Kunsttheorie ließ ihn neu auf die Gotik blicken. Er rettete mittelalterliche Gemälde aus aufgelösten Kirchen und Klöstern in Köln und setzte sich für den Erhalt der Gebäude ein. Für seinen Traum einer Dom-Vollendung suchte Boisserée einflussreiche Verbündete, wie z. B. Goethe. 1810 schickte Boisserée dem Dichter erste Pläne. Dieser besuchte ihn im September 1814 in Heidelberg und war beeindruckt von der umfangreichen Gemälde-Sammlung der Brüder Boisserée, die dort inzwischen ihren Standort hatte. Und die Reise hielt einen weiteren Höhepunkt bereit: Boisserée hatte von Hofbaumeister Georg Moller die Nachricht erhalten, dass auf einem Darmstädter Dachboden ein Teil des gotischen Fassadenplans des Doms aufgetaucht war. Zusammen mit Goethe konnte er in Darmstadt die Ansicht des Nordturms bestaunen. Für Boisserée war ein Traum wahr geworden.
1815 fanden Moller und Boisserée in Paris schließlich auch die zweite Hälfte des Plans, die Ansicht mit dem Südturm und dem Mittelteil.
Zusammengefügt misst der originale Plan ungefähr 4 mal 1,70 Meter. Er besteht aus 20 Pergament-Teilen und wurde mit Tinte gezeichnet. Heute wird das wertvolle Original in der Kölner Dombauhütte aufbewahrt.
In einer umfangreichen Publikation stellte Boisserée nun Bilder zum Dom zusammen. Den Textband Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln verfasste er selbst. Die prachtvolle Veröffentlichung brachte dem Bauvorhaben viel Aufmerksamkeit ein. Goethe besprach das Werk 1824 in seiner Zeitschrift Ueber Kunst und Alterthum und druckte dort auch seinen alten Aufsatz über das Straßburger Münster wieder ab, der seine eigene frühe Begegnung mit einer gotischen Kathedrale beschreibt.
Die Vollendung des Kölner Doms entwickelte sich zur nationalen Aufgabe, er sollte zum Symbol für die geeinte deutsche Nation werden. 1842 konnte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. den Grundstein legen, die Fertigstellung gelang im Jahr 1880.
Stuttgarter Kammerchor, Leitung: Frieder Bernius. Carus 1999
Tafelband. Stuttgart: Cotta 1821 (erschienen 1823‒1831 in 4 Lieferungen, der Textband erschien 1823 und 1832 in 2 Lieferungen). Gedruckt bei Firmin Didot, Paris. Titelvignette von Christian Haldenwang nach Karl Friedrich Schinkel. 17 gestochene Tafeln von
11 große und 11 kleinere Pergamentblätter, zusammengesetzt 4,05 x 1,66 m. © Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte. Foto: Matz und Schenk.
Frankfurt a.M.: (Deinet) 1773 (erschienen 1772). Notiz auf dem Titelblatt von unbekannter Hand: „Geschenk des Verfaß(ers)“. Exlibris des Berliner Kunstsammlers Carl Bernstein. 1895 vom Freien Deutschen Hochstift erworben.
Mit beygefügten Kupfern (von A.D. Dannegger). Hrsg. von Joseph Schweighäußer. Straßburg: Häußler 1765.