Romantik-Ausstellung

Hörstücke zu Brentanos Emmerick-Aufzeichnungen

Joseph ging von Haus zu Haus. Seine Freunde, von welchen er Maria gesprochen, <S. 145> wollten ihn gar nicht kennen. In diesem Suchen kehrte er einmal zu Maria unter den Baum zurück und weinte. Sie tröstete ihn. Er suchte von neuem, Haus für Haus. Da er aber überall die nahe Entbindung seiner Frau als einen Hauptbeweggrund anführte, wiesen sie ihn noch leichter ab. <…> Endlich kam Joseph ganz betrübt wieder und sagte, es sei vergebens ; er wisse aber noch einen Ort aus seiner Jugend, der vor der Stadt den Hirten gehöre, wo sie oft einstellten, wenn sie hierher Vieh brächten ; er habe dort oft sich abgesondert und vor seinen Brüdern versteckt; zu dieser Jahreszeit <S. 146> seien keine Hirten da; sie wollten da einstweilen ein Obdach finden.

Sie zogen durch einen Umweg durch abgelegene Wege vor die Stadt nach der Krippenhöhle, welche in einem an der einen Seite mit rohem Mauerwerk ergänzten Hügel war, von wo aus der Zugang ins Tal der Hirten offen stand. Joseph setzte die leichte geflochtene Türe los. Als sie hier ankamen, lief ihnen die Eselin entgegen, welche gleich bei Josephs Vaterhaus schon von ihnen weg außerhalb der Stadt herum hierher gelaufen war. Sie spielte und sprang ganz lustig um sie herum, und Maria sagte noch : „Sieh, es ist gewiß der Wille Gottes, daß wir hier sein sollen“. Joseph war aber sehr betrübt und ein wenig stille beschämt, weil er so oft von der guten Aufnahme in Bethlehem gesprochen hatte.

Es war ein Abdach vor der Türe, worunter er den Esel stellte und Maria einen Sitz bereitete. Es war ungefähr acht Uhr, als sie hier waren, und dunkel. Joseph machte Licht und ging in die Höhle.