Öffne alle Adern deines weisen Leibes
Anstatt zu schweigen oder verletzt zu reagieren, beschreibt Karoline von Günderrode sachlich den Eindruck, den Brentanos Brief auf sie gemacht hat: Anders als beabsichtigt, habe er nicht etwa ihre Emotionen, sondern ihren Verstand erregt. Mit keinem Wort geht die Schreiberin auf die Grenzverletzung ein, die sich Brentano ihr gegenüber erlaubt hat. Vielmehr erkennt sie, dass es sich hier um ein – literarisches – Spiel handelt. Letztlich habe der Brief nicht ihr selbst als Person gegolten, sondern einem Fantasiebild, das sich der Schreiber von ihr gemacht habe. Brentano ziehe in seinem Brief verschiedene Sprachregister, die den Facetten seines eigenen widersprüchlichen Charakters entsprächen.