Romantik-Ausstellung

Die Kinder- und Hausmärchen gehören zur Weltliteratur. Sie gehen auf Jacob und Wilhelm Grimm zurück, die 1785 und 1786 in Hanau geboren wurden. Ihr Universitätslehrer, der Begründer der historischen Rechtsschule Friedrich Carl von Savigny, stellte den Kontakt zu seinem Schwager Clemens Brentano her, der nach der erfolgreichen Veröffentlichung des ersten Bandes der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn Unterstützung suchte. Neben weiteren Gedichten wollte Brentano auch „Sagen und Mährchen“ zusammenstellen.

Die Brüder Grimm sammelten von Kassel aus Volkslieder für die Wunderhorn-Fortsetzung, trugen aber auch märchenhafte Erzählungen zusammen, die sie Brentano 1810 zusandten. Dieser nutzte das Material aber kaum und wenn doch, dann ging er sehr frei damit um – was den Grimms widerstrebte. So sammelten sie eigenständig weiter, unterstützt von Arnim, der ihnen auch zur Veröffentlichung riet.

1812 erschien der erste Band der Kinder- und Hausmärchen, mit einer Widmung an Bettine von Arnim und ihren Sohn Johann Freimund. Drei Jahre später folgte der zweite Band. Beim Lesepublikum hatte es die Märchenausgabe anfangs schwer. Arnim empfahl daraufhin weniger „Gelehrsamkeit“ und mehr Bildbeigaben. Die zweite, erweiterte Auflage der Kinder- und Hausmärchen erschien 1819 in zwei Bänden, ein dritter Band mit wissenschaftlichem Anhang zu Herkunft und Bedeutung folgte 1822. Diese zweite Auflage enthielt erstmals Titelillustrationen und im zweiten Band ein Porträt der Märchenerzählerin Dorothea Viehmann. Neben ihr trugen vor allem jüngere Frauen aus dem bürgerlichen Umfeld der Grimms, das in Kassel zu der Zeit hugenottisch geprägt war, Texte bei. So finden sich auch Märchen, die auf den französischen Märchendichter Charles Perrault zurückgehen, wie Aschenputtel und Dornröschen in den Kinder- und Hausmärchen, andere Stoffe verweisen auf italienische Quellen. Diese zweite Auflage regte bald Übersetzungen an: Die englische Auswahl wurde auch dank George Cruikshanks Illustrationen sehr erfolgreich. Das brachte die Brüder Grimm auf die Idee, 1825 eine „Kleine Ausgabe“ mit 50 Märchen herauszugeben. Wilhelm Grimm betreute die Edition nun allein und ließ sieben Illustrationen seines jüngeren Bruders Ludwig Emil Grimm einfügen. Damit gelang der nationale und später auch der internationale Durchbruch.

Bei jeder weiteren Auflage nahm Wilhelm Grimm Überarbeitungen vor und schuf so nach und nach den typisch Grimm‘schen Märchenstil mit den bekannten Formulierungen „Es war einmal …“ oder „... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“.

Bis heute sind die Kinder- und Hausmärchen das meistaufgelegte und meistübersetzte deutschsprachige Buch aller Zeiten, zu dem es unzählige Illustrationen gibt. In unserer Ausstellung hat der Künstler Henrik Schrat die Wände dieser Station gestaltet. Den Ausgangspunkt bildet das Märchen von Dornröschen, doch finden sich hier noch viele weitere Märchenmotive. Nicht zuletzt wegen der bildkünstlerischen Ausgestaltung gehören die Kinder- und Hausmärchen, und damit ein Stück deutsche Romantik, für viele Leserinnen und Leser in aller Welt zu ihren unvergesslichen Kindheitserinnerungen.