Romantik-Ausstellung

1808 erschien Johann Wolfgang von Goethes Tragödie Faust. Begonnen hatte der Autor mit dem Stück schon als junger Mann in Frankfurt am Main, doch blieb das Werk dann lange liegen. Anders als die 1790 unter dem Titel ‚Faust. Ein Fragment‘ veröffentlichte Teilpublikation, der Goethe einen Stich nach Rembrandt als Titelkupfer beigegeben hatte, sollte die 1808 publizierte Ausgabe nach Goethes Wunsch ohne Illustrationen erscheinen. Sie enthielt den inzwischen abgeschlossenen ersten Teil der Tragödie. An seinen Verleger Cotta schrieb er schon 1805: „Den Faust, dächt‘ ich, gäben wir ohne Holzschnitte und Bildwerk. […] Ich denke, der Hexenmeister soll sich allein durchhelfen.“

Das Stück fand bei seiner Veröffentlichung viel Beachtung. Goethe hatte die historische Figur des Doktor Faust, der im ausgehenden Mittelalter gelebt hatte, aufgegriffen und daraus eine vielschichtige und moderne Figur gestaltet. Unzufrieden mit dem Dasein als Gelehrter, der das Leben nur in Büchern findet, lässt Faust sich auf einen Pakt mit dem Teufel Mephisto ein, der ihm eine neue Jugend schenkt. Die folgende Liebesgeschichte mit Gretchen endet schrecklich: unverheiratet geschwängert, tötet sie das Kind nach der Geburt und wartet in der letzten Szene im Kerker auf ihre Hinrichtung.

Besonders für bildende Künstler war Goethes Text eine Inspiration. Die ersten bedeutenden Illustrationen schuf Peter Cornelius. Er wurde 1783 in Düsseldorf geboren und studierte an der Kunstakademie seiner Vaterstadt. 1809 kam der junge Künstler nach Frankfurt, wo er mit Zeichnungen zu Faust begann. Dabei orientierte er sich an der Kunst Albrecht Dürers und schuf eine romantisch gefärbte Vorstellung von mittelalterlichen Schauplätzen und Figuren.

Goethe lernte Cornelius´ Zeichnungen 1811 kennen und äußerte sich anerkennend. Er riet Cornelius, sich neben Dürer auch an der italienischen Kunst dieser Epoche zu orientieren. Als die erste Folge der zwölf Radierungen ab 1816 erschien, lebte der Künstler bereits in Rom. Die Veröffentlichung wurde ein großer Erfolg für Cornelius, der neogotische Stil traf den Geschmack des Publikums und prägte lange die Vorstellung von Goethes Faust.

1826 lernte Goethe erste Probeblätter der Faust-Illustrationen des französischen Romantikers Eugène Delacroix kennen. Die effektvollen Szenen mit Figuren, deren Leidenschaft und Zwiespältigkeit deutlich wird, faszinierten ihn. Hier sah Goethe gar seine „eigene Vorstellung […] übertroffen“.

Auch Schriftsteller wurden von Goethes Faust angeregt. Der englische Romantiker Lord Byron nahm für sein Gedicht Manfred deutliche Anleihen bei der Tragödie. Goethe reagierte wohlwollend und ließ sich seinerseits vom Werk des Briten bei seiner Faust-Fortsetzung inspirieren.

Der zweite Teil des Faust erschien erst nach Goethes Tod. Allerdings wurde 1827 ein Akt bereits vorab veröffentlicht, er erschien unter dem Titel Helena, klassisch-romantische Phantasmagorie. Als Phantasmagorie, übersetzt Trugbild, bezeichnete man in der Goethezeit geisterhafte Erscheinungen im Theater, die von einer Laterna magica auf die Bühne projiziert wurden. Der Untertitel verweist auch auf Goethes Absicht, mit seinem Werk zu einer Versöhnung des inzwischen in ganz Europa verbreiteten Streits zwischen Klassikern und Romantikern beizutragen.