Autorinnen der Romantik

Aufgedeckt!

Caroline de la Motte Fouqué war eine der meistgelesenen Autorinnen der Romantik. Ein roter Faden ihres vielseitigen Werks ist die gesellschaftliche Rolle der Frau, vor allem in krisenhaften Zeiten. Während Fouqué Männer einer wankelmütigen und unbeständigen Sphäre der Politik zuordnet, versteht sie die Frau als Abbild einer eigengesetzlichen und gewissermaßen zeitlosen Natur.

Hinter dieser Zuordnung steht weniger eine reaktionäre Haltung. Vielmehr wertet Fouqué das traditionelle Bild der Frau auf. Frauen gesteht sie zu, die Kräfte der Natur zu begreifen und die gesellschaftlichen Umbrüche mit den Gesetzen der Natur in Einklang zu bringen. Die wechselhaften Männer sind laut Fouqué zu dieser Harmonisierung nicht imstande. Das belegt auch ihr Roman Magie der Natur aus dem Jahr 1812. Er erzählt die Geschichte der aristokratischen Familie Villeroi vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.

Auch hier sind es die weiblichen Figuren, die sich an die radikalen sozialen Umbrüche ‚natürlich‘ anpassen können. Durch ihre Fürsorge und Klugheit halten sie humanitäre Werte auch in Krisenzeiten aufrecht und ordnen sie dem Wandel der Zeit nicht unter. Ganz in diesem Sinne weiß die Baronin Clairval nach der gefährlichen Flucht vor den politischen Unruhen in Frankreich ganz genau, welches Stündchen geschlagen hat. Während ihr Schwager, der Marquis de Villleroi, noch auf eine baldige Rückkehr in das absolutistische „Vaterland“ hofft, sieht die Baronin klar:

Glauben Sie das? fragte die Baronin, damit haben sich die Leichtgläubigen seit Jahren einander selbst belogen. Und wenn auch! Das Alte kommt nicht wieder. Wie wir beide nicht noch einmal zwanzig Jahr werden können, so macht auch das Gesammtleben keinen Rückschritt. Politische Crisen sind Stufenjahre, geistige und leibliche Natur, alles geht einen Weg. Verwachsen Kinder ihren Schuh, so verwächst der Zeitmoment Formen. Lieber Marquis, wir betteln uns wohl einmal wieder in unser Vaterland zurück, aber die abgefallene Frucht ist doch tod.

Hellsichtig bzw. klarsehend sind bei Fouqué nicht die Väter, Soldaten und Herrscher, sondern die Mütter, Tanten und Künstlerinnen. Sie treten im Zeitalter der Revolutionen für Kontinuität und Willensstärke ein und legen das Fundament für ein friedliches Zusammenleben. Fouqué und ihre weiblichen Figuren haben den Finger am Puls der Zeit, wissen aber auch, aus der Vergangenheit zu lernen.