Romantik-Ausstellung

Die Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts zählt zu Joseph von Eichendorffs bekanntesten Werken. Ein junger Mann verlässt die väterliche Mühle und damit den vorgezeichneten, sicheren Lebensgang, um in der Welt neue Wege und Lebensstile zu erproben. In den Augen des Vaters ist er ein Taugenichts, der nichts Nützliches zustande bringt. Die Geschichte jedoch zeigt die Welt ausschließlich aus der Sicht des Sohnes. Lesend begleitet man einen blauäugigen Träumer, der sich mit einer kleinen Geige und großem Gottvertrauen seinem Glück entgegentreiben lässt. Er genießt seine Freiheit, das Unterwegssein bietet ihm viel Abwechslung und intensiven Naturgenuss. Ein Film gibt in dieser Station die Reise-Stimmung wieder. Tatsächlich probiert der Held sogar bürgerliche Existenzformen aus, er nimmt beispielsweise eine Stelle als Zolleinnehmer an. Mit der Schlafmütze und Pfeife seines Vorgängers ausgestattet, verkörpert er nun äußerlich das Gegenbild des Romantikers, den Philister. Doch vor dessen spießbürgerlichem Leben bewahrt ihn seine ungestillte Sehnsucht. Bis nach Rom und zurück zu einem Schlösschen bei Wien führt ihn sein Abenteuer. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz: Seine „allerschönste Frau“ umgibt lange Zeit ein Geheimnis, doch schließlich kommt es zu einem märchenhaften Ende mit den Worten: „und es war alles, alles gut!“

Eichendorffs Text, der wie in einem Zuge geschrieben wirkt, verlangte dem Autor tatsächlich Jahre disziplinierten Arbeitens ab. Die 1822 entstandene Handschrift in der Vitrine zeigt zahlreiche Änderungen. Als Titel war zunächst ‚Der neue Troubadour‘ vorgesehen, anknüpfend an die höfische Liebeslyrik des Mittelalters. 1826 schließlich konnte das vollständige Werk unter dem heute bekannten Titel erscheinen.

Nicht nur inhaltlich, auch formal ist die Novelle ein typisches Werk der Romantik. Zahlreiche Lieder sind in den Text eingefügt, die zumeist von Eichendorff selbst stammen. Aus der 1821 uraufgeführten romantischen Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber mit dem Text von Friedrich Kind entnahm der Autor das populäre Brautlied „Wir winden dir den Jungfernkranz“. Es steht im letzten Kapitel, in dem sich der Held freudig überrascht auf seiner eigenen Hochzeit wiederfindet.

Nicht umsonst wurde Eichendorffs Novelle zur Schullektüre, denn das Ende der Schulzeit bringt die Jugendlichen gleichermaßen an eine entscheidende Schwelle: Zwischen romantischen Träumen und realen Gegebenheiten gilt es, einen Weg zu finden ins ganz persönliche Lebensglück.