Elliptisches Treppenhaus mit Prismeninstallation
Der Regenbogen galt in der Antike als Symbol für die Götterbotin Iris. Seine Farben können in einer dunklen Umgebung aus dem Sonnenlicht hervorgezaubert werden, wenn es durch ein Prisma und einen engen Spalt fällt. Newton schuf mit dieser Entdeckung aus dem Jahr 1666 die Grundlage der modernen Optik. Dass sich dieser Versuch auch umkehren lässt, ist weniger bekannt. Fällt in einer hellen Umgebung Sonnenlicht durch ein Prisma und über einen dunklen Steg, entsteht ein Farbspektrum aus Komplementärfarben. Goethe rückte dieses umgekehrte Experiment in den Blickpunkt und führte es gegen Newtons Versuchsanordnung ins Feld. Dem Newtonspektrum wurde so sein spektrales Gegenstück geschenkt: das Goethespektrum.
Der Künstler Ingo Nussbaumer arbeitet in seinen Lichtinstallationen seit Jahren mit beiden Spektren und präsentiert sie im Deutschen Romantik-Museum in bislang nie dagewesener Größe erstmals simultan. Das Licht der Sonne passiert ein großes Wasserprisma und wird danach auf der rechten Seite einerseits à la Newton durch einen Spalt gelenkt und in die kräftigen Farben des Regenbogens aufgefächert: Rot, Grün und Blauviolett. Auf der linken verwandelt ein Schattenwerfer das Dunkel hinter dem Prisma in ein lichtes Nachtbild aus leuchtendem Türkis, Purpur und Zitronengelb. Sichtbar sind beide Spektren nur, wenn Wetter und Sonne sich gewogen zeigen.