Romantik-Ausstellung

1814 erschien Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte mitgetheilt von Adelbert von Chamisso und herausgegeben von Friedrich Baron de la Motte Fouqué. Der Autor treibt darin ein Verwirrspiel, indem er reale Personen wie den befreundeten Dichter Fouqué und sich selbst mit der erfundenen Figur Schlemihl vermischt. Leben und Kunst zu überblenden ist typisch für die Romantik. Dazu passt auch die Abbildung neben der Titelseite: Der bärtige Peter Schlemihl im Reiserock ähnelt Chamisso selbst. Er hält Reisepapiere und eine Pfeife in den Händen, die umgehängte Botanisiertrommel verweist auf den Pflanzensammler.

Adelbert von Chamisso entstammte dem verarmten französischen Adel, seine Eltern ließen sich 1796 in Berlin nieder. Nachdem er die preußische Armee verlassen hatte, konnte er sich ganz dem Schreiben und Forschen widmen. 1810 bereiste er Frankreich und die Schweiz, von 1815 bis 1818 war er als Naturwissenschaftler Teilnehmer einer Nordmeer-Expedition.

In der Geschichte vom verkauften Schatten geht es um einen Teufelspakt. Ein geheimnisvoller, grau gekleideter Mann bietet Schlemihl für dessen Schatten einen märchenhaften Glückssäckel an, dem unbegrenzt Gold entnommen werden kann. Schlemihl lässt sich darauf ein – aber die Freude über den Reichtum währt nur kurz, denn die Menschen meiden den schattenlosen Schlemihl. Als er den leichtsinnigen Handel rückgängig machen will, fordert „der Graue“ nun Schlemihls Seele ein. Dazu lässt dieser sich nicht verleiten, er wirft den Geldbeutel weg und läuft davon. Von seinem letzten Geld erwirbt er zufällig Siebenmeilenstiefel, mit denen er große Entfernungen überwinden kann. Nun reist er als Naturforscher um die Welt – ähnlich wie der Autor später selbst.

Chamisso verbindet in seiner Ich-Erzählung Märchenmotive mit einem scheinbar realitätsnahen Erlebnisbericht. Der Handel mit dem Teufel wird als nüchternes Geschäft dargestellt. Aber Schlemihl muss erfahren, dass Geld nicht glücklich macht, wenn man dafür zum Außenseiter wird. Die Geschichte lässt sich als Warnung vor einer rein wirtschaftlichen Betrachtung des Lebens verstehen. Diesen ‚romantischen Antiökonomismus’ verbindet der Autor mit dem Appell zu gemeinnützigem Handeln. Und so hat das Ende auch einen versöhnlichen Aspekt, da der einsame Held als Wissenschaftler der Menschheit nützlich sein kann. Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte lädt zum Nachdenken über die eigenen Werte ein.