Romantik-Ausstellung

Hörstücke zu Brentanos Emmerick-Aufzeichnungen

Ich sah am Samstag den 1. Dezember und nachher noch einmal folgendes Bild; ich weiß aber gar nicht mehr, wie ich es erklären soll.

(Sie vergißt solche Sachen immer, weil sie sich gar nicht drum kümmert und erwachend alle Eindrücke <S. 14> mit sehr unnötigen Geschäften und noch unnötigeren Sorgen verlöscht. Sie hat solche Bilder, oft viele Male wiederholt, erhalten, ja selbst den Befehl, sie mitzuteilen, und sie doch meist immer aufgeopfert.)

Ich sah unter einem Palmbaum zwei Tafeln, von Engeln gehalten, stehen. Auf der einen war<en> allerlei Martergeräte abgebildet, wovon ich mich in der Mitte einer Säule und eines Mörsers darauf mit zwei Ohren erinnere ; auf der anderen Tafel standen Buchstaben, ich meine, es waren Zahlen und Rechnungen von Jahren und Zeiten der Kirche.  <S. 15>  Auf dem Palmbaum wie daraus gewachsen sah ich eine Jungfrau knien. Ihr Gewand schwebte um sie her und auf dem Kopf war der fliegende Mantel oder Schleier wie in einen Zipfel geknüpft. Sie hatte ein Herz vor sich in den Händen, auf dem ich ein kleines leuchtendes Kindchen sah. Dann sah ich sich das gewöhnliche Bild von Gott Vater in Wolken dem Palmbaum nähern, einen schweren Zweig, der ein Kreuz bildete, brechen und dem Kindchen auflegen. Ich sah dann dieses Kindchen wie an dieses Kreuz geheftet und sah, da8 die Jungfrau den Palmzweig  mit   dem   daran   gekreuzigten   Kind   Gott   Vater hinreichte und das leere Herz in der Hand behielt. Als ich die Worte der Tafel lesen wollte, wurde ich durch Besuch aufgeweckt.