Goethe-Galerie

Der nächste Raum ist ‚Ein Tempel für die Freundschaft‘.

Das Zelebrieren von Freundschaft war nicht erst eine Errungenschaft der Romantik. Mit der Aufwertung inniger Beziehungen erhielt das Bildnis bereits in der Aufklärung eine neue Bedeutung: Stärker als die gesellschaftliche Stellung, sollte es die Persönlichkeit des Dargestellten sichtbar machen. Nachdem die Porträtmalerei in der Hierarchie der Gattungen lange wenig gegolten hatte, suchte das Zeitalter des vernünftigen und fühlenden Menschen im Gesicht das Wesen einer Person zu entdecken. Die Porträtmalerei blieb nicht länger dem Adel vorbehalten. Ganz im Sinne des ausgeprägten Freundschaftskultes der Zeit, versammelte etwa der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim Bildnisse in einem „Freundschaftstempel“ in dichter Hängung um sich, so als habe man die geschätzten Personen immer in der Nähe.

Mit Anton Graff, dem wohl berühmtesten Porträtisten des späten 18. Jahrhunderts, wurden die Bildnisse lebendig. Statt auf Orden, Draperien und reiche Gewänder, konzentrierte sich Graff auf den charakteristischen Ausdruck seines Gegenübers, auf einen wachen, direkten Blick, ein frisches Inkarnat, eine charakteristische Eigenart. Dabei unterschied er nicht nach Adel, Bürgertum oder Künstlern, jedem und jeder Porträtierten gab er einen bis heute individuell fassbaren Ausdruck und dem ganzen Zeitalter ein Gesicht. Neben den herausragenden Werken Graffs Werken sind hier auch weitere Bildnisse von Menschen versammelt, denen Goethe begegnete.

Objekte im Raum