Goethe-Haus

Zimmer der Frau Rath

Das Profilporträt von Goethes Vater wurde erst nach seinem Tod von Hermann Juncker gemalt.

Johann Caspar Goethe wurde 1710 geboren; seine Eltern betrieben in Frankfurt das Gasthaus „Zum Weidenhof“ samt einem florierenden Weinhandel. Ihr Wohlstand ermöglichte es, dass er als erster in der Familie eine akademische Laufbahn einschlagen und Jura studieren konnte. 1742 erwarb Johann Caspar Goethe den Ehrentitel eines Kaiserlichen Rats, der mit keinerlei Verpflichtungen verbunden war. 1748 heiratete er die 21 Jahre jüngere Catharina Elisabeth Textor. Da der Rat Goethe über ein beträchtliches Vermögen verfügte, konnte er als Privatmann leben, ohne einen Beruf auszuüben. Er widmete sich der Ausbildung seiner Kinder, half Freunden als Rechtsberater, legte umfangreiche Sammlungen an und verwaltete umsichtig seinen Besitz. Er starb 1782 nach einer langen Krankheit.

Goethes Verhältnis zu seinem Vater, den er für streng hielt, war gespannt. Er verdankt ihm jedoch eine sorglose Jugend in besten Verhältnissen und die frühe Förderung seiner literarischen Laufbahn.

Mein Vater, ein gründlicher, ja eleganter Jurist, führte seine Geschäfte selbst, die ihm sowohl die Verwaltung seines Vermögens als die Verbindung mit wertgeschätzten Freunden auferlegte, und ob ihm gleich sein Charakter als kaiserlicher Rat zu praktizieren nicht erlaubte, so war er doch manchem Vertrauten als Rechtsfreund zur Hand. […]
Diese seine Tätigkeit war nur lebhafter geworden durch mein Herantreten, und ich konnte gar wohl bemerken, daß er mein Talent höher schätzte als meine [juristische] Praxis und deswegen alles tat, um mir Zeit genug zu meinen poetischen Studien und Arbeiten zu lassen.

Goethe: Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 17. Buch