Romantik-Ausstellung

Rahel Varnhagen stammte aus einer jüdischen Familie in Berlin.
Vor ihrer Hochzeit mit Karl August von Varnhagen hieß sie: Levin.

Rahel Levin war eine Frau – und sie war Jüdin.
Deshalb konnte sie nicht studieren oder sich einen Beruf aussuchen. Denn Gleichberechtigung gab es damals noch nicht.
Und Juden haben viel Hass und Diskriminierung erfahren.

Aber: Rahel Levin war eine Kämpferin.
Sie hat sich dafür eingesetzt,
dass Frauen mehr Rechte und Freiheiten bekommen.
Und dass für alle Menschen die gleichen Rechte gelten,
egal welche Religion sie haben.

Rahel Levin war sehr gebildet:
Sie hat viel gelesen und sie hatte viel Kontakt zu klugen Menschen.

Regelmäßig hat sie zu Tee-Gesellschaften eingeladen.
Dann kamen Freunde und Verwandte, Dichter und Politiker.
Bei Tee und Essen unterhielten sie sich über wichtige Themen der Zeit.

In diesen Tee-Gesellschaften ging es auch oft um Goethe.
Denn Rahel Levin war begeistert von Goethes Werken.
Ihr allererstes Buch hieß: Ueber Goethe. Bruchstücke aus Briefen.

In den Tee-Gesellschaften waren natürlich auch Frauen dabei!
Manche Gäste waren sehr reich, andere weniger.
Manche waren Juden, manche Christen, manche ohne Religion.
Rahel Levin war das egal.
Offenheit und Toleranz – das war ihr wichtig.

Sehen Sie die Zeichnung an der Wand?
So ungefähr war es in den Tee-Gesellschaften.

Neben der Zeichnung hängt ein Relief von Rahel Levin.
Der Bildhauer Friedrich Tieck hat es aus Gips gemacht.
Gesicht und Haare heben sich vom Untergrund ab.

Rahel Levin war damals 25 Jahre alt.
Sie fand, dass das Porträt ihr sehr ähnlich ist.

Rahel Levin hat spät geheiratet: erst mit 43 Jahren.
Ihr Mann war 14 Jahre jünger als sie.
Beides war für diese Zeit sehr ungewöhnlich.

Vor der Hochzeit hat Rahel Levin sich taufen lassen.
Die Jüdin Levin nahm also den christlichen Glauben an.
Und ab der Hochzeit hieß sie mit Nachnamen: Varnhagen.

Karl August von Varnhagen hat seine Frau sehr bewundert:
für ihren Mut, ihre Klugheit und ihre Tee-Gesellschaften.  
Denn dort war freies Denken möglich und Gleichberechtigung erwünscht!

Aber nicht nur der Ehemann hat Rahel Varnhagen bewundert.
Das beweist das Buch, das er für sie gemacht hat:
Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde.

Das Buch beinhaltet Briefe von 130 Frauen und Männern,
mit denen Rahel Varnhagen sich immer wieder geschrieben hat.

In den Briefen steht viel Gutes über Rahel Varnhagen.
Der berühmte Dichter Heinrich Heine hat zum Beispiel geschrieben:
Rahel Varnhagen ist die geistreichste Frau des Universums.
Also eine sehr kluge und gebildete Frau!

Doch gleichzeitig hat Rahel Varnhagen ihr ganzes Leben lang
den Hass auf Juden beobachtet und gespürt.
Sogar bei manchen Gästen der Tee-Gesellschaften.
Dort haben diese Leute nicht schlecht über Juden geredet.
Aber anderswo waren ihre Worte judenfeindlich, also: anti-semitisch.
Das hat Rahel Varnhagen sehr verletzt.

Im Jahr 1819 gab es in vielen Städten Pogrome.
Das heißt: Die Menschen haben Juden angegriffen und geschlagen.
Sie haben ihre Geschäfte zerstört und ihre Häuser angezündet.

Warum?
Diese Menschen wollten nicht, dass Juden die gleichen Rechte bekommen wie Nicht-Juden.

Rahel Varnhagen war entsetzt.
Sie hatte immer für Gleichberechtigung gekämpft.
Und jetzt?
Damals schrieb sie in einem Brief:
Ich bin grenzenlos traurig … wie ich es noch gar nicht war.
Wegen der Juden.
Was soll diese Unzahl Vertriebener tun?
Behalten wollen sie die Juden.
Aber zum Peinigen und Verachten,
zum Fuß-Stoß und Treppen-Runterwerfen.

 

In Schublade 1 finden Sie die Abschrift von 2 Goethe-Gedichten.
Vermutlich wollte Rahel Levin sie an eine Komponistin geben
und die Gedichte vertonen lassen.

In Schublade 2 finden Sie eine Biografie von Rahel Varnhagen.
Die Philosophin Hannah Arendt hat Varnhagens Lebens-Geschichte aufgeschrieben.
Arendt hatte gerade damit angefangen, als Hitler an die Macht kam.
Arendt war auch Jüdin.
Sie floh deshalb vor den Nazis in die USA.
Ausgrenzung und Hass: Das hat Hannah Arendt selbst erlebt.
Deshalb beschreibt sie in ihrem Buch über Rahel Varnhagen genau,
wie Rahel als deutsche Jüdin in Berlin gelitten hat.