Intime Kommunikation

Vitrine 2

16. Februar 1809 S. 1
16. Februar 1809 S. 2
16. Februar 1809 S. 3

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„Liebes Kind ich bin auch krank und habe nach Böhm geschikt, u kann auch deshalb nicht gut ausgehen. Mein ganzes Billet Gestern war ein freundlich Wort; u eine Auskunft warum ich nicht kommen konnte! ---

Meine Wahrheit – nicht Wahrheit überall – können Sie nicht verdauen: Sie bilden Dinge daraus, die mir unvermuthet sind. Ich, habe nicht gesagt: daß ich nicht ohne sie leben kann – u noch nie sagte ich’s einem Weibe – Sie haben es zu mir gesagt: als als ich gehen wollte, u es zur that kam, wollten Sie ohne anzugebende Gründe nicht mit. Ich habe nichts d:g: [dergleichen] gesagt: auch Gestern nicht: aber eh’ ich in d’houd: [oberhalb von K. A. Varnhagen eingefügt: Houdetot; gemeint ist Frédéric d’Houdetot, mit dem Friedländer bis 1808 ein Verhältnis hatte] Gegenwart Sie auforderte zur Reise hatte ich schon auf Sie gewartet: u einigemal mich auf Ihre Gesellschaft verlaßen. Dies würde nichts geschadet haben: aber dies schadete daß ich Ihre Worte ungleich fand: so wie ich es vorher, schon fühlte. Auch dies schadet noch immer nicht, u nie; wenn Sie nicht mit gewaltsamer Zärtlich[keit] mich anklagen

 

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In wiefern habe ich Sie denn Gestern vernichtet? Warum können Sie’s nicht ertragen, wenn ich Ihnen gestehe, daß Sie mir nicht so nothwendig sind, als ich Ihnen seyn mag; in der Freundschaft geht das: verliebt sind Sie doch in mich nicht! Gestehen Sie nicht selbst, daß 1000 Gegenstände nicht auf Sie wirken? Luft Musik, etc: […]: kann, oder soll ich nicht eine reichere innere Natur als Sie haben: bedarff der Ärmere den Reicheren nicht immer mehr? höhren Sie darüber, meine andern freund wie entzükt mir die diesen Reichtum zugestehen, wie seelig sie sich daran anschließen: mit welcher Wahrheit. Und wie bewegen sie dadurch mein herz, u machen sich es eigen. Auch für Sie sind solche Momente. Und so viel Sie ihrer nur wollen. Ich habe nicht Gestern gesagt daß ich von Ihnen laße: sondern daß Sie wahr seyn sollen in sich selbst; dadurch gewinnen Sie mich. Wenn Böhm hier war komme ich zu Ihnen. Seyn Sie überzeugt – u warum könnten Sie mich anders lieben? –

 

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mein herz weiß Liebe zu unterscheiden: u jeder Athemzug von Ihnen findet also seine Heimath. Seyn Sie ruhig: u wählen Sie nicht immer Extreme: unsere Körper ertragen es nicht

 Rahel

 Donnerstag d 16 febr: 1809“