Goethe-Galerie

Der kleine Raum ist Johann Gottfried Herder gewidmet.

Der 21jährige Goethe setzte eben sein Studium in Straßburg fort, als er den fünf Jahre älteren Theologen aus Ostpreußen kennen lernte, der damals bereits ein bekannter Schriftsteller war. Die Begegnung wurde für beide zu einem epochemachenden Ereignis. Herder vertiefte Goethes Interesse für Shakespeare und Homer, brachte ihm die Volkspoesie nahe, begeisterte ihn für die Ossian Dichtung und – angesichts des Straßburger Münsters – für gotische Baukunst. Gemeinsam wurden Herder und Goethe zu enthusiastischen Protagonisten der Geniebewegung des „Sturm und Drang“ und zu wichtigen Anregern der Romantik.

Fünf Jahres später setzte sich Goethe für Herders Berufung nach Weimar ein, wo dieser von 1776 bis zu seinem Tod im Jahr 1803 als Generalsuperintendent, städtischer Oberpfarrer und Schulleiter wirkte. Zu den ersten Weimarer Publikationen Herders zählte seine Sammlung von Volksliedern aus aller Welt (1778), hier entstand mit den „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (1784-1791) sein kulturgeschichtliches Hauptwerk. Die Weimarer Jahre waren von fruchtbarem Austausch mit Goethe aber auch von unterschiedlichen Ansichten und gegenseitigen Enttäuschungen geprägt.

In ‚Dichtung und Wahrheit‘ würdigt Goethe rückblickend Herders großen Einfluss auf seine eigene Entwicklung. Die ihm von Herder vermittelte Erkenntnis, dass »die Dichtkunst überhaupt eine Welt- und Völkergabe sei, nicht ein Privaterbteil einiger feinen, gebildeten Männer« inspiriert noch Goethes spätes Konzept einer Weltliteratur.

Das Mobiliar und die Exponate dieses Raumes stammen aus Herders Weimarer Nachlass.